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St. Nicolai

Die evangelische Kirche St.Nicolai (Unterkirche) zu Burg


wurde erbaut zwischen 1162 und 1186 als romanischer Granitquaderbau. Sie ist eine kreuzförmige Pfeilerbasilika mit einem zweitürrnigen Westbau. Das weitausladende Querhaus ist durchgehend, ohne ausgeschiedene Vierung. An das Querhaus schließt sich der quadratische Chorraum mit halbkreisförmiger Apsis an. An die Ostwände des Querhatises sind ebenfalls halbkreisförmige Nebenapsioden angefügt. An der Südseite des Chorraumes befindet sich eine nachträglich angebaute Sakristei. Das Kreuzrippengewölbe dieses Raumes ruht auf zum Teil figürlichen Konsolen.

Fenster: Die Rundbogenfenster der Seitenschiffe und des Obergadens sind nicht übereinander angeordnet. Die Rundbogenfenster an den Stirnseiten des Querhauses wurden um 1600 durch hohe, leicht spitzbogige Fenster ersetzt. Bis in das letzte Drittel des 19.Jahrhundcrts waren auch die unteren Fenster hölzern, wie heute noch die Obergadenfenster. Durch Spenden wurden dann diese Fenster durch farbige Bleiglasfenster ersetzt, die Ornamente oder figürliche Darstellungen (Gestalten der hebräischen und griechischen Bibel, Bischof Nikolaus etc.) enthielten. Leider konnten nach den mutwilligen Zerstörungen der Jahre 1975‑1985 nur wenige Fenster gerettet und restauriert werden

Das Innere der St.Nicolaikirche wird im Wesentlichen geprägt durch den Gegensatz der schmucklosen Hochschiffwände zu dem in späterer Zeit eingesetzten Tonnengewölbe (1606 erste Ausmalung erwähnt) mit seinen recht filigran wirkenden Netzrippen (im Querschiff allerdings nur noch durch Pinselstriche angedeutet). Das Mittelschiff wird seitlich begrenzt von schlichten Arkaden, die auf kämpferlosen Rechteckpfeilrn ruhen.

Das Chorquadrat: 1556 wurde die Flachdecke durch ein gotisches Kreuzrippengewölbe ersetzt. Es wird von Konsolen getragen. Im Schlußstein ist eine Darstellung des „Agnus Dei“ (Lamm Gottes) zu sehen.

Der barocke Hauptaltar wurde 1699 aufgerichtet. Der hölzerne, zweigeschossige Altaraufsatz besteht aus zwei Säulen, auf denen ein gesprengter Segmentgiebel ruht. Neben der linken Säule ist die Figur des Moses, der die Gebotstafeln präsentiert, aufgestellt. Auf der anderen Seite befindet sich die Figur Johannes, des Täufers, dem jedoch sein zweites Attribut (neben dem Lamm), der Hirtenstab, den er in der linken Hand hielt, fehlt.

Das Hauptgemälde des Altars zeigt eine Gethsemane-Darstellung (Joh,Peter Krause, 1700), die darunterliegende Predella die „Einsetzung des Abendmahles“ und die darüberliegende Lunette die Kreuzigung. Der Auferstandene krönt, figürlich dargestellt, den Altar. Bemerkenswert sind die Putten mit den Marterinstrumenten in den Händen. Der vorherige, aus der Cranachwerkstatt stammende und für die St.Nicolaikirche zwischen 1584 und 1588 gearbeitete Altar wurde 1703 für „6 Thaler, 8 Groschen“ in die Nachbargemeinde Stresow verkauft, wo er heute noch steht.

Die steinerne Altarplatte weist drei Weihekreuze auf, die anzeigen, daß dies die Platte ist, die bei der Weihe der Kirche vor mehr als 800 Jahren den bischöflichen Segen empfing.

Die Kanzel wurde um 1610 von dem Bildhauer Michael Spies (Magdeburg) geschaffen. Sie besteht aus Sandstein, versehen mit figürlichen Reliefs aus Alabaster. Sie ist als Besonderheit zu bewerten, da ihr Figurenprogramm dem eines Epitaphs entspricht. Der von einer Mosesfigur getragene Kanzelkorb zeigt auf seinem Unterbau fünf Medaillons der vier Evangelisten mit ihren Attributen sowie das Wappen des Bildhauers mit der Umschrift „MICHAEL SPIES BILDHAW. IN MAGD.“  Die Kanzelbrüstung zeigt die Kreuzigungsgruppe (Maria und Johannes, das Kreuz wurde gestohlen, der Corpus irreparabel zerstört). Diese Gruppe wird zu beiden Seiten von dem Stifterehepaar flankiert (knieend). Auf der Treppenbrüstung sind in zwei Gruppen ihre sieben Söhne und sechs Töchter abgebildet. Ein Knabe und zwei Mädchen sind verkleinert dargestellt. Sie werden im Kindesalter verstorben sein.

Das Hängeepitaph aus Sandstein wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von dem Steinmetzen Hans Hierzig aus Überlingen am Bodensee für Christoph von Eckstett und seine Frau Ursula von Lossow geschaffen, noch zu Lebzeiten des Paares, denn die letzte Ziffer der Jahresinschrift im ovalen Sockelschild ist nicht ausgefüllt. Die Stifter sind als vollplastische Figuren hinter zwei weit vorspringenden Säulen dargestellt. Auf dem unteren Gesims sind die Wappen ihrer Ahnen angebracht.

Der Taufstein aus dem 12. Jahrhundert ist vermutlich ein Mitbringsel flämischer Einwanderer. Er besteht aus Kalkstein (franz. „petit Granit“, flämisch „Blauer Stein“) aus der Gegend um Namur (Belgien). Der Stein wurde 1852 aus der Kirche geschafft und zerstört. Ein Schreiben gibt darüber Auskunft:



Hochwürdiger, hochgeehrter Herr Superintendent!



Infolge Ihrer geehrten Zuschrift vom 23.d.Mts. beehre ich mich, Ihnen hierdurch ganz ergebenst anzuzeigen,  dass der alte Taufstein, welcher sich in der Kirche von St.Nicolai befand, einen solchen Umfang hatte, dass er  den Raum in der Nische, darin er stand, sehr beengte, und da zugleich die darauf ausgehauenen Embleme  durchaus nicht christlich waren ‑ es waren eine Art von Centauren ‑ so beschloss der Kirchenvorstand in Übereinstimmung mit uns Geistlichen, bei dem Umbau der Kirche den alten Taufstein aus der Kirche entfernen und an seine Stelle einen kleineren, passenderen bringen zu lassen. Dessen ungeachtet wollte man den alten Taufstein zum Andenken aufbewahren und verfuhr bei seiner Hinwegschaffung aus der Kirche sehr behutsam, wie mein Kollege, der Prediger Dr. Hagemann, der zugegen gewesen ist, selbst bezeugt, zumal man vorher schon gefunden hatte, dass er aus mehreren Stücken bestehe, die durch einen eisernen Ring und durch Klammern zusammengehalten wurden. Glücklich brachte man den Stein aus dem Kirchengebäude, als er aber auf die Seite gestellt werden sollte und umgewandt wurde, ließen die Klammern und der eiserne Ring darum los, und er zerfiel in mehrere große Stücke, die in eine unter den Türmen befindliche Kammer geschafft und dort aufbewahrt werden. Die Arbeiter haben also keineswegs, wie Euer Hochwürden angezeigt worden, den alten  Taufstein 'in Stücke geschlagen. Ob in einer Abendstunde, nachdem die Arbeiter die Baustelle verlassen     hatten, nicht eine ruchlose Hand von den großen Stücken etwas abgeschlagen hat, kann ich nicht bestreiten.


Mit aller Hochachtung                         Euer Hochwürden ergebenster Diener


                                                                        Aly, Oberprediger


Burg, den 26.Oktober 1852“


Die verbliebenen Bruchstücke wurden durch den Halberstädter Steinbildhauer Daniel Priese zusammengesetzt und ergänzt. Schaft und Fußplatte wurden aus vergleichbarem Material aus Belgien neu geschaffen. Der Stein wurde am 5. April 2001 aufgestellt und am Ostersonntag, d. 15. April 2001 seiner Bestimmung übergeben. Die 1852 angeschaffte neugotische Taufe aus Zinkguß ist nun in der südlichen Turmkammer zu sehen.

Die Kronleuchter: Aus dem Jahr 1682 stammt der Kronleuchter an der Empore. Der mittlere, nicht datierte (wohl ebenfalls aus dem 17.Jahrhundert) trägt die Figur des Heiligen Nikolaus. Der Kronleuchter an der Kanzel stammt aus dem Jahr 1732.

Die Orgelempore, das Gestühl und die Türen wurden im Jahre 1852 durch Baumeister Schaeffer aus Magdeburg geschaffen.

Die Orgel stammt ursprünglich aus der Werkstatt des Orgelbaumeisters Reubke (1865). 1900 wurde sie vollständig umgebaut durch die Firma Sauer. Im Jahre 1957 erfolgte wiederum ein völliger Umbau durch die Firma Schuster (Zittau). Nach schweren Beschädigungen während der Zeit des Verfalls der Kirche und des Vandalismus (zwischen 1974 und 1985) wurde die Orgel im Jahre 1991 durch die Firma Groß (Waditz) völlig restauriert. Sie hat zwei Manuale und 2124 Pfeifen.

Mehrere Grabdenkmäler befinden sich in der Turmhalle sowie am Außenbau (Nordseite) der Kirche. In die südliche Apsis wurde der älteste unter den an der Nicolaikirche vorhandenen Grabsteinen gelegt, der einem 1321 verstorbenen Priester gewidmet ist und den Verstorbenen in einer Ritzzeichnung darstellt.

Zwischen den ursprünglich mit Pultdächern versehenen und in gotischer Epoche mit den aufstrebenden Spitzen versehenen 60 und 62 Meter hohen Kirchtürmen wurde im Jahr 1617 eine Türmerwohnung eingebaut. In ihr tat der Türmer seinen Glöckner- und Wachdienst im Auftrag des Magistrats der Stadt Burg. Am 1.4.1893 wurde die Türmerstelle endgültig aufgehoben.

Die etwa 1200 Gemeindeglieder der St. Nicolaigemeinde haben nach mehrjährigen komplizierten Instandsetzungsarbeiten (durch bauliche Schäden und blinde Zerstörungswut wurde die Kirche zwischen 1974 und 1985 verwüstet, sie war eigentlich schon dem Verfall preisgegeben) die Kirche im Jahre 1990 wieder nutzen können. In ihr finden ganzjährig Gottesdienste verschiedenster Art statt. In den Monaten der warmen Jahreszeit erklingen in der Kirche mit ihrer wunderbaren Akustik regelmäßig Konzerte.
Seit dem 1. Januar 2002 bilden die beiden ehemaligen großen Stadtgemeinden eine Kirchengemeinde mit dem Namen „St. Nicolai und Unser Lieben Frauen“ mit den Kirchen St. Nicolai und Unser Lieben Frauen.

Wir freuen uns, dass Sie unsere schöne Kirche, dieses Gotteshaus, das als geschichtsträchtiges Denkmal uns heute noch als Haus für eine lebendige Gemeinde zur Verfügung steht, besucht haben. Wir wünschen Ihnen viel Gutes und Gottes Segen.
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