Die Königsskulptur von Ralf Knoblauch, die 10 Tage im Oktober in unserer Gemeinde zu Gast war, ist aus einem alten Balken geschnitzt. Vielleicht aus einem Dachstuhl
oder einem abgebrochenen Fachwerkhaus. Das Holz zeigt Risse und Kerben – ein ungeschliffener Stamm. Aber der König steht fest auf ihm. Er steht in der Mitte der Jahresringe. Der grobe Holzklotz gibt ihm festen Halt. Für mich ist das ein Sinnbild für das Leben und für all die Erfahrungen und Erlebnisse, auf denen jede und jeder von uns stehen. Das ist keine heile Welt.

Auf schmalen Füßen, barfüßig, aber mit beiden Füßen fest auf dem Boden, so steht der König da. Aufrecht, aufmerksam, neugierig blickt er uns an. Die Krone trägt er in der Hand. Die viel zu große Krone.

Und er lächelt, als wollte er sagen: Mach es wie ich, setze deine Krone ab, du verlierst nichts. Kein König und keine Königin ist nur erfolgreich. Niemand scheitert nur. Lächerlich ist nur der König oder die Königin, die sich und anderen was vormachen. Mut zum Scheitern! Richte dich auf für deinen nächsten Erfolg!
Ralf Knoblauch hat seine Königsskulpturen für Menschen geschnitzt, die im sozialen Brennpunkt in Bonn dieses Lächeln verloren hatten.
Menschen, die vor gescheiterten Lebensplänen standen. Mit seinen Skulpturen wollte er diesen Menschen wieder ihre Würde zurückgeben.

Ralf Knoblauch ist Diakon. Er kennt die Bibel und er kennt das Gleichnis, in dem Jesus das Himmelreich mit einem König vergleicht, der zum Hochzeitsfest seines Sohnes einlädt (Matthäus 22). Doch die Gäste kamen nicht. Seine Einladung wurde ausgeschlagen. Der König lässt noch einmal ausrichten: es ist alles vorbereitet, ihr müsst nur kommen. Aber sie gehen ihrer Arbeit nach und beachten ihn nicht.
Nicht wertgeschätzt werden – nicht gesehen und gehört werden – das ist eine schlimme Erfahrung. Aber der König im Gleichnis von Jesus sagt:
die Hochzeit ist bereit, nur die Gäste sind es nicht. Ich kann sie nicht zwingen. Ich will mit denen feiern, die jetzt bereit sind und kommen. Oder anders gesagt: Der König entscheidet sich für das, was möglich ist und läuft nicht dem Unmöglichen hinterher. So kann das Fest stattfinden.

Was sagt die Königin, bzw. der König in uns zu so einem Königsbild? Im Alltag vergeht uns oft das Lächeln. Zu groß ist die Versuchung, das Unmögliche herbeizuzwingen und dabei immer verbissener zu werden.
Wer jedoch das Mögliche versucht und sich damit anfreundet, dabei Erfolge hat und scheitern kann, der mag die
drückende Krone ruhig absetzen und befreit lächeln, wie der König von Ralf Knoblauch, der uns gern einladen will zu seiner strahlenden Würde.
